Referenz

Ideenwerkstatt betterLÄND
Auftraggeber / Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Format / Ideenwerkstatt mit jungen Zufallsbürger:innen / Mai 24 bis Apr 25
Landesweite Zufallsbeteiligung für gelingende Kommunikation der öff. Verwaltung mit jungen Menschen
Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg wollte Hinweise, wie die Kommunikation der öffentlichen Verwaltung insb. mit jungen Menschen besser gelingen kann. Im Fokus sollten Personen stehen, die bislang noch nicht engagiert und mit Klimathemen involviert sind. Dafür initiierte Umwelt- und Klimaministerin Thekla Walker MdL eine landesweite Zufallsbeteiligung.
Das Kommunikationsbüro Ulmer erarbeitete unterstützt durch die Servicestelle Dialogische Bürgerbeteiligung ein Konzept für die Zufallsauswahl und die Beteiligungsformate. Wir organisierten die Zufallsauswahl, gestalteten und moderierten fünf Beteiligungstermine und bereiteten die Ergebnisse auf.
Zufallsauswahl: Von 10.000 Einladungen zu 39 Teilnehmenden
Circa 10.000 junge Menschen in Baden-Württemberg im Alter von 16 bis 25 Jahren an erhielten Post mit der Einladung für die Ideenwerkstatt „betterLÄND“. Grundlage dafür bildet das Gesetz über die dialogische Bürgerbeteiligung (Dialogische-Bürgerbeteiligungs-Gesetz – DBG) vom 4. Februar 2021. Es legt fest, dass Behörden zur Erkundung von Bedürfnissen der Bevölkerung Dialogverfahren anstoßen können. Zu diesem Zweck dürfen sie Daten aus dem Melderegister erheben.
Mit der Zufallsauswahl soll sichergestellt werden, dass verschiedene Perspektiven und Lebensrealitäten in die Diskussionen einfließen und die Politik von den Anliegen der jungen Generation lernt.
Um das Zufallsverfahren handhabbar und zugleich möglichst gerecht zu gestalten, wurde in zwei Stufen ausgelost: Zunächst wurden aus jedem der vier Regierungsbezirke insgesamt 22 Kommunen ausgelost, um Menschen aus den verschiedenen Teilen Baden-Württembergs dabei zu haben.
Je Regierungspräsidium wurden dabei drei Lostöpfe sortiert nach Größe der Kommunen erstellt, wobei jeder Lostopf circa ein Drittel der Bevölkerung des Regierungspräsidiums enthielt. Es wurden jeweils maximal 833 Jugendliche aus Kommunen (a) mit weniger als 10.000 Einwohner*innen; (b) zwischen 10.000 – 50.000 Einwohner*innen und (c) Kommunen über 50.000 Einwohner*innen angeschrieben.
Anstatt den geschätzten 3-5% haben sich 649 interessiert zurückgemeldet, was für die niederschwellige und altersgerechte Ansprache spricht. Aus ihnen wurden ca. 50 Personen noch Vielfaltskriterien (Geschlecht, Alter, Bildungsabschluss und Migrationsgeschichte) ausgelost. An den Terminen haben durch einkalkulierte Absagen und No Show-Raten letztlich 39 Personen teilgenimmen
Auftakt in der KlimaArena Sinsheim
„Endlich lernen wir die Gesichter und Geschichten der zufällig ausgewählten Teilnehmer*innen kennen.“ Anna Buntzel und Julian Prietz, die Moderator*innen der Auftaktveranstaltung von betterLÄND freuten sich, wie vielfältig die Gruppe ist. Durch verschiedene Positionierungen im Raum zeigten die Teilnehmenden in der Kennenlernphase, woher aus Baden-Württemberg sie kommen, wie alt sie sind, welchen Bildungsweg sie gehen. Aber auch, ob sie Instagram oder TikTok bevorzugen, lieber Rad oder Auto fahren.
Von 12 – 18.30 Uhr lernten die Teilnehmenden sich untereinander kennen und wurden durch ein junges Moderationsteam an die Aufgabenstellung herangeführt. Neben den Aufstellungsspielen zu Beginn, tauschten sie sich in wechselnden Dreiergruppen zu persönlichen Fragen aus. Von Kaya Feddersen, die im Umweltministerium unter anderem für die Junge Plattform der Nachhaltigkeitsstrategie und Internet zuständig ist, erfuhren die Teilnehmenden, wozu und wie das Umweltministerium grundsätzlich arbeitet. In Kleingruppen sammelten sie ihre Erwartungen und tauschten sich dazu aus, welche Themen sie aktuell sorgen und begeistern. Dabei reflektieren sie bereits ihre Kommunikationsform in der Gruppe – denn beim zweiten Termin soll es unter anderem um Grundsätze guter Kommunikation gehen.
Maßnahmen für möglichst barrierefreie Teilnahme
Wir brachten verschiedene Maßnahmen zum Einsatz, um unterschiedlichsten Personen eine Teilnahme zu ermöglichen:
- Keine Voraussetzung von Vorwissen
- Verwendung von verständlicher Sprache
- Unterstützungsangebote für Übersetzung, körperliche Einschränkungen, etc.
- Taschengeld (je Termin 40€)
- Übernahme von Reisekosten, Übernachtungsmöglichkeit und Verpflegung
- Termine an verschiedenen Wochentagen, Online und Präsenz
- Intensive Unterstützung bei der Anreise (bspw. Organisation eines Busshuttles)
- Freistellungsanträge für Arbeitgebende und Bildungseinrichtungen
Der Hauptgrund für die meisten Teilnehmenden war die Lust auf die Events und den Austausch (34%), Interesse an Politik & Beteiligung (25%) und Interesse an Klima- und Umweltschutz (22%) waren die nächstwichtigsten Motivationen. Die Aufwandsentschädigung spielte für 13% die wichtigste Rolle. Bei manchen Teilnehmenden sorgte die Aufwandsentschädigung möglicherweise für das Durchhalten bis zum fünften Termin (für 12% gab es einen Moment, in dem sie bereut haben, mitzumachen; 6% hatten nicht bis zuletzt Lust, mitzumachen; n=33).
Obwohl nie alle Teilnahmebarrieren ausgeräumt werden können, war die Teilnehmendenstruktur im Vergleich mit ähnlichen Veranstaltungen ohne Zufallsauswahl besonders heterogen.Mehrere
Um eine Übersetzung für sechs Teilnehmende zu ermöglichen, wurden folgende Unterstützungsleistungen angeboten:
- Simultane KI-Übersetzung im Plenum mit Webex-Audio
- Persönliches 1:1 (bzw. 1:2) Konsekutivdolmetschen mit Übersetzer:innen
- Kleingruppenarbeit in einfachem Deutsch oder Englisch
- Übersetzte Materialien wie Umfragen, Präsentationen und organisatorische Nachrichten mit DeepL
- Übersetzung von Moderationsmaterialien mit Fotos und Google Übersetzer
Austausch mit der Umweltministern Thekla Walker am 23.11. in Stuttgart
Nach einem Auftakt am 8.11. trafen sich zufällig ausgeloste Jugendliche Ende November zum zweiten Mal, um ihre Ideen für eine bessere Umwelt- und Klimakommunikation einzubringen. Beim zweiten Termin ging es in die Tiefe: Wie nutzen junge Menschen Medien? Welche Inhalte gefallen ihnen, welchen Accounts folgen sie? Wie begegnen sie Fake News? Aber auch: Was sind eigentlich die Arbeitsschwerpunkte des Umweltministeriums, das sie zur Zufallsbeteiligung eingeladen hat?
Ermutigt durch die sympathische, lockere Begegnung mit der Umweltministerin stellten die Teilnehmenden eine Frage nach der Anderen: Wie steht es um den Ausbau der Windkraft? Wie wurde bisher versucht, Menschen mitzunehmen, die sich wenig für Klimaschutz interessieren? Was passiert mit den Vorschlägen, die wir hier erarbeiten? – Auch die Ministerin war neugierig, von den jungen Menschen zu erfahren: Habt ihr vor der Zufallsbeteiligung schon mal etwas vom Umweltministerium mitbekommen? Was beschäftigt euch? Findet ihr es überhaupt wichtig, Klimaschutz voranzutreiben?
Das ca. einstündige Gespräch war für die Zufallsbeteiligten wichtig, um zu spüren, dass ihre Einbringungen gehört werden und sich der Zeitaufwand lohnt.
Zwei Online-Treffen
Insbesondere um Reiseaufwand zu sparen, wurden der dritte und vierte Termin online abgehalten. Beide am Abend nach mit unter langen Tagen in (Hoch-)Schule, Ausbildung oder Job. Das kam bei den Teilnehmenden im Schnitt deutlich schlechter an als die ganztägigen Präsenztermine. Obwohl sie dafür teilweise lange Anfahrten hatten und Urlaub nehmen mussten.
Im digitalen Raum war es nötig, dass die Moderator*innen deutlich stärker motivieren und nachbohren. Dennoch wurden wichtige Ergebnisse erarbeitet: Die Zufallsbeteiligten entwickelten eigene Ideen, wo und wie Umwelt- und Klimathemen an ihre Generation vermittelt werden können. Außerdem bewerteten sie bisherige Online-Kommunikation, Events und Mitmachangebote von Ministerium und Nachhaltigkeitsstrategie.
So war der Abschlusstermin
Im Fokus des letzten Treffens stand die Reflexion, Zusammenführung und Kommentierung der bisherigen Ergebnisse. Die kommentierte Version der gesammelten Hinweise wurde Frau Ministerin Walker und ihren Mitarbeitenden präsentiert. Die Ministerin zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt und Qualität der Vorschläge und betonte, dass viele Anregungen in zukünftige Strategien einfließen werden.
Das Abschlusstreffen markiert damit nicht das Ende des Prozesses, sondern einen Ausgangspunkt für kommende Weiterentwicklungen in der Umweltkommunikation. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in ausgewerteter Form veröffentlicht. Sie dienen als wertvolle Grundlage für die zukünftige Arbeit des Ministeriums und anderer Akteure aus Klima- und Umweltschutz.
Foto: Elisa Mauruschat
Leistungen
- Projektkoordination
- Konzeption Beteiligungsformat
- Prozessbegleitung inkl. Zufallsauswahl
- Teilnehmer:innen-Management
- Hauptmoderation
- Teilgruppenmoderation
- Online-Umfragen
- Veranstaltungsmanagement
- Ergebnisaufbereitung in Berichtsform
- Öffentlichkeitsarbeit: Presse und Social Media
Team Kommunikationsbüro Ulmer
Anna Buntzel
Projektkoordination betterLÄND
E-Mail: buntzel@kommunikationsbuero.com
Telefon: +49 711 25971725

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Weitere Referenzen
Auftraggeber / Umweltministerium BW
BNE-Zertifizierung BW
Im Rahmen der Landesstrategie BNE-BW 2030 konzipiert und begleitet das Kommunikationsbüro Ulmer GmbH mit dem Umweltministerium die strukturelle Verankerung und Qualitätssicherung von Bildungsangeboten sowie die Erhöhung der Sichtbarkeit der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) für den non-formalen, außerschulischen Bildungsbereich in Baden-Württemberg.
Auftraggeber / Umweltministerium BW
Jobfestival für Klimaschutz
Mit dem Jobfestival für Klimaschutz bietet das Umweltministerium BW jungen Menschen Orientierung bei ihrer Suche nach einem Job mit Sinn. Wir begleiten das Ministerium als Full-Service-Dienstleister von A bis Z: von der Konzeption, über die Teilnehmerrekrutierung bis zur Umsetzung und Nachbereitung.